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GHMGartenhaus für Vier

München2018

Das auf der vormaligen Gartenfläche des elterlichen Wohnhauses errichtete Einfamilienhaus bildet eine Nachverdichtung in einem städtischen Wohngebiet der 1930er Jahre. Es vereint Elemente eines Stadt- und Gartenhauses: Ein geschliffener Estrichboden im Erdgeschoss, sichtbare Stahlstützen und Putz treffen auf Holzbauelemente mit einer sichtbaren Dachstuhlkonstruktion im Obergeschoss.

Die in einem additiven Verfahren aneinandergereihten Wandflächen ergeben Räume mit raumhohen Fenstern, die den Wohnraum zum Garten hin öffnen. Im Erdgeschoss wird diese Wirkung durch weite Flure, die in einen Küchen- und Wohnbereich übergehen, verstärkt. Im Obergeschoss, wo sich auch Schlaf- und Arbeitszimmer befinden, lassen hohe Flure mit großzügigen Fensteröffnungen atmosphärische Aufenthaltsräume entstehen.
Eine an 3 Seiten umlaufende Terrasse lässt den Eindruck entstehen, dass das Haus wie ein Floß Wasser im Garten schwimmt.

Die zwei gegeneinander verschobenen Baukörper des Neubaus mit Garage bilden eine blickgeschützte private Hofsituation zwischen Elternhaus und Neubau. Auf diese Weise werden gemeinsame und eigene Bereiche der nebeneinander wohnenden Generationen gewahrt.

Es geht um die Verödung unserer Städte und die Zerstörung unserer Landschaft – Wie lässt sich gegensteuern?

Die mittelalterliche Altstadt, das Gründerzeitviertel – Sie sind stets Zentrum touristischer Anziehungskraft und allseits beliebtes Fotomotiv. Wir sind uns meist einig, dass es hier eine städtebauliche, architektonische und atmosphärische Qualität gibt, die „Neu Gebautes“ nie erreichen kann.

Woran liegt das? Worin steckte die verloren geglaubte architektonische Qualität? Faktoren gibt es viele: Die zunehmende Betonung des Individuellen gegenüber dem Kollektiven, weltweite Verfügbarkeit von Baustoffen und Techniken, Abstandsflächenfestsetzungen, Brandschutzvorschriften, Eigentumsverhältnisse und vieles mehr. Bei der Wichtigkeit der Frage – immerhin geht es um die Verödung unserer Städte und die Zerstörung unserer Landschaft – müssen wir uns fragen: Wie lässt sich gegensteuern?

Wo müssen die Prioritäten liegen? Welche neuen Wege können wir einschlagen? Mittelalterliche Altstadt und Gründerzeitviertel richten auch eine optimistisch stimmende Botschaft an uns: Wo die heute allseits geliebten Viertel stehen war einst: Grüne Wiese! Man hat es damals geschafft, etwas „aus dem nichts“ zu entwickeln, was seit Jahrhunderten besteht und heute eine größere Anziehungskraft denn je besitzt. Warum soll das nicht wieder möglich sein? Wir müssen es versuchen!

Unsere Auffassung von Architektur richtet sich gegen die zunehmende Verwissenschaftlichung, die die ganze Erkenntnis für sich beansprucht.

Die sinnliche Wahrnehmung und unsere Vorstellungskraft und Beoabachtung sind entscheidend, nicht Zahlen und Tabellen.

Warum fühlt man sich in diesem Raum wohler als in dem anderen? Sitzt in diesem Winkel lieber als im anderen? Warum geht man hier lieber einkaufen als dort? Welche Erinnerungen löst das Umfassen eines bestimmten Handlaufs in mir aus?

Um dies zu ergründen, muss man sich ganz andere Fragen stellen, als Quadratmeter zu berechnen: Wieviel Abschottung brauche ich, um mich geschützt und behaglich zu fühlen? Wieviel Offenheit muss bleiben, damit ich mich noch frei fühlen kann? Es geht um Raumproportionen, Blickbeziehungen, Übergänge und Schwellen, Gerüche und Formen, die Haptik, den Hall der Schritte auf dem gewienerten Treppenhausboden. Und dem Zusammenspiel von dem allem zueinander.

Auf diese entscheidenden Fragen und Aspekte kann es keine allgemeingültigen und wissenschaftlichen Antworten geben, sondern nur persönliche. Es ist zwar leichter über genormte Energiestandards und Quadratmeter zu sprechen, aber es ist letztlich auch nebensächlich.

Ein Haus bietet Schutz wie eine dritte Haut. Aber das Haus künstlich einzupacken anstatt zuerst sich selbst warm anzuziehen? Das ist nicht nachhaltig.

Das Bewusstsein für unsere Umwelt muss die Planung von Anfang an begleiten und betrifft nicht nur die Materialwahl oder das Energiekonzept. Es geht um eine Grundhaltung gegenüber dem Bauen an sich. Dem Versiegeln von Böden und dem Verbrauch von Fläche. Die Energieeinsparverordnung und die KfW-Förderungen sind gut gemeinte Ansätze der Politik, bewirken aber nicht zwingend, dass energetisch besser oder gar ökologischer gebaut würde. Das freistehende Passivhaus mit dem Tesla vor der Tür mag eine attraktive Lebensform sein, aber man sollte sich nicht die Illusion machen, dass man der Umwelt damit etwas Gutes tut.

Anstatt einzelne Bauteile oder Energieerzeuger technisch hochzurüsten sollten wir mehr ganzheitliches Denken im Hinblick auf die Nachhaltigkeit anwenden.
Styropor auf eine bis dahin gut funktionierende Fassade zu kleben und alte Holzfenster gegen luftdichte Plastikfenster auszutauschen ist wohl auch eher keine förderungswürdige Massnahme. Wie können wir attraktive Alternativen zum freistehenden Einfamilienhaus (der energetisch fragwürdigsten Bauform) realisieren? Müssen alle Räume eines Hauses das ganze Jahr über mit 22°C temperiert sein oder kann es Räume geben, die wesentlich einfacher gebaut sind aber dafür nur acht Monate im Jahr genutzt werden können?

Wir unterstützen das Statement der Architects for Future. architects4future.de/statement

Man spricht oft von einer „Architektursprache“. Die Auffassung von Architektur als Sprache teilen wir.

Eine Sprache ist für Mensch und Tier ein gut entwickeltes Werkzeug zur Verständigung. Wir können dieselbe Sache einfach oder kompliziert ausdrücken, wir können einen großen, poetischen Wortschatz nutzen oder uns karg und reduziert mitteilen. Zwischen der gesprochenen und der gebauten Sprache gibt es viele Parallelen.

Auch ein Bauwerk erzählt etwas. Zum Beispiel, indem es sich auf Elemente bezieht, die in der Bautradition begründet sind. Fortschritt und Weiterentwicklung bauen oft auf genauer Beobachtung von Traditionen auf. Gute Architektur spricht den Flaneur im Vorbeigehen an und tritt mit ihm in Kommunikation. Und so, wie auch die gesprochene Sprache erst vollends sinnhaft wird, wenn sie einer Grammatik folgt, so muss auch die Architektur sich für ein Vokabular entscheiden und eine Botschaft in sich tragen , um gut zu werden. Welche Botschaft das ist, wie vorsichtig oder eindringlich die Botschaft vermittelt werden soll und wer diese Botschaft verstehen können muss – das gilt es bei jedem Projekt neu zu entscheiden!

Traditionelles Getier