WRWinterräume
Samerberg2018
Auf einem Hochplateau im Chiemgauer Voralpenland steht ein denkmalgeschütztes Bauernhaus. Das Haus ist seit langem in Familienbesitz und wurde über die Jahre von den Eltern der Bauherren sehr stimmig und liebevoll renoviert. Aktuell nutzt es die neue Generation als Wochenendhaus und Rückzugsort in den Ferien. Dadurch steht es unter der Woche oft leer und es dauert sehr lange, die ausgekühlten Räume für Kurzbesuche aufzuheizen. Die Bauherren hatten keine Lust mehr auf diese Energieverschwendung.
Sie entschieden sich, den leerstehenden Werkstattteil in eine Minimalwohnung umzubauen und sich in den Wintermonaten darauf zu beschränken. Ein logischer Schluss, der dem natürlichen Lauf der Jahreszeiten folgt: In der kalten Jahreszeit zieht man sich zurück und lebt genügsam auf kleinstem Raum, während man sich im Sommer ausbreitet und das volle Potential des Hauses ausschöpft.
Statt eines langen Entwurfsprozesses ließ sich der experimentierfreudige Bauherr auf einen Entwurfsworkshop ein. Zwei Tage lang durften wir also den Ort und die Kochkünste des Bauherren erleben und gestalteten die Winterräume. Durch den gemeinsamen Prozess bekam der Entwurf eine sehr persönliche Note. Auf Initiative des Bauherren konnten bereits am Entwurfswochenende schon relevante Gespräche mit ortsansässigen Handwerkern stattfinden. Der Bauprozess ging dadurch zügig und reibungslos in Eigenregie voran.
Der Umbau wurde so konzipiert, dass von außen kaum Veränderungen an den alten Gemäuern vorgenommen werden mussten. Bauherr, Architekten und Denkmalschutz waren sich hier einig.
Die alten Türen und Kastenfenster blieben größtenteils erhalten, wurden jedoch durch thermisch wirksame Elemente ergänzt. Im Erdgeschoss wurden ein Wohnbereich und eine Küche eingerichtet, und im ehemaligen Stallbereich wurde Platz für ein kleines Bad geschaffen. Über eine steile Stiege gelangt zum Schlafbereich, einer Galerie aus Brettstapelholz. Die Galerie liegt auf zwei Seiten auf und lässt rechts und links Luft, um eine freie Blickbeziehung nach unten zu ermöglichen.
Durch die Winterräume haben die Bauherren jetzt die Möglichkeit, ihren Rückzugsort auch im Winter zu nutzen, ohne viel Energie zu verschwenden. Der Umbau ist somit vor allem eine Entscheidung für Nachhaltigkeit. Zudem bleibt das Bauernhaus durch die minimalinvasive Bauweise im Einklang mit dem Denkmalschutz und behält seinen historischen Charakter bei.